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Krimi Dinner für Teambuilding?

Stärkung des Teamgeists ist einer der Gründe, warum viele Firmen Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Krimi mit Dinner z. B. zur jährlichen Weihnachtsfeier spendieren. Anbieter solcher Dinner-Events versprechen Ihnen ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt - und hoffentlich in guter...

Die Fantasie macht's möglich!

Stellen Sie sich vor: Ihre Gruppe wird von den Schauspielern interaktiv in die Handlung verstrickt, der Eine- oder die Andere spielt vielleicht sogar eine kleine Rolle und trägt ein wichtiges Puzzlestück, um zur Lösung des Falls beizutragen. So soll durch vereintes Rätseln, Mitspielen und Lachen bei einem leckeren Menü spielerisch der Zusammenhalt der Teilnehmer gefördert werden.

Doch leisten solche Theaterdinner Abende wirklich „einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg“ wie manch ein Anbieter Ihnen vollmundig verspricht? Kann man wirklich mit Theater zum Dinner eine so heterogene Gruppe wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Firma bei einem Event zusammenschmieden, zu dem vielleicht nicht mal jeder freiwillig erscheint, sondern weil die Chefetage darum „gebeten“ hat?

Ich kann die Frage leider nicht seriös beantworten, weil ich als Autor, Regisseur und Schauspieler auf der Seite der Produzenten stehe, die Ihnen die ganze Sache schmackhaft machen wollen. Sie können Ihre Lektüre also an dieser Stelle beenden.

Da Sie aber trotzdem weiterlesen, wollen Sie entweder schlicht wissen, wie dieser Artikel ausgeht – oder die Frage, ob Krimi Dinner für Ihre Firma funktioniert, hat irgendwie Ihre Neugier geweckt. Scheinbar hat mein kurzer Text in Ihrer Fantasie etwas angestoßen und es hat sich jene wunderliche Verwandlung abstrakter Worte in Bilder vollzogen, die beim Lesen wie von Geisterhand vor sich geht. Etwas ähnlich Magisches passiert auch, wenn Sie Theater schauen…etwas pathetisch gesprochen. Denn ob die Wörter auf dem Papier stehen oder ein Schauspieler sie spricht: erst Ihre Fantasie gibt ihnen Form und Farbe. Ein sinnliches Spiel Ihrer Vorstellungskraft, mit dem was sein könnte, aber nicht wirklich ist. Sie sitzen im festlich gedeckten Konferenz-Saal eines Berliner Hotels…und doch im Salon eines prächtigen Dampfschiffs; vor den Fenstern der stürmische Ozean und als kleine Pünktchen am Horizont die Pyramiden von Gizeh. Eine Schauspielerin stolziert hysterisch zwischen den Tischen auf und ab, während ein Kollege in schmucker Uniform versucht, sie zu beruhigen. Es ist der Kapitän, er ist es wirklich – und die Kollegin mit dem albernen Hut eine waschechte Baronin. Der Grund für die Aufregung ist die frisch verschiedene Dame im viktorianischen Kleid auf dem Fußboden; die echte Gattin des echten Kreuzfahrt Direktors. Denn Sie befinden sich wirklich im Jahre 1891 auf der ersten Kreuzfahrt aller Zeiten. Der Schiffsarzt – auch echt, mutig gespielt von Ihrem Geschäftsführer persönlich – muss ran. Die Leiche, die natürlich auch irgendwie echt ist, soll obduziert werden…ausgerechnet unter den Augen des Kaisers! Ein Skandal! Und wenn Sie jetzt noch ernsthaft glauben, dass der freundliche Kollege an Ihrem Tisch eben jener Wilhelm der Zweite ist und Sie seine geheime Mätresse…dann hat das Theater Sie am Schlafittchen – und Sie machen sich die Welt, die es Ihnen anbietet. Gemeinsam fantasiert man herum wie Kinder, die einen Haufen Sand plattklopfen und keine Sekunde daran zweifeln, dass sie gerade eine stattliche Burg errichten; Krokodil-Graben und Zugbrücke inklusive.

Unternehmenserfolg durch Dinnerkrimis ist ein ganz schön dickes Versprechen. Aber kann es gelingen, den Kolleginnen und Kollegen eine äußerst anregende gemeinsame Erinnerung zu verschaffen, sodass Sie am Ende des Abends beschwingt nach Hause gehen? Was glauben Sie?